WALDRAPP
Ein Besuch beim EU Projekt (Life+Biodiversity),
Die Rückkehr des Waldrapp
Merkmale und Verhalten des Waldrapp
Der Waldrapp sieht wirklich wie ein seltsamer Vogel aus: Das etwa Gänsegroße Tier hat dunkles Gefieder, einen kahlen Kopf und einen langen, nach unten gebogenen dünnen Schnabel. Der Waldrapp gehört zur Ordnung der Schreit Vögel und dort zur Familie der Ibisse und Löffler. Er ist etwa so groß wie eine Gans. Die Männchen messen vom Kopf bis zu den Schwanzfedern etwa 75 Zentimeter, die Weibchen sind mit rund 65 Zentimeter etwas kleiner, sehen ansonsten aber genauso aus wie die Männchen. Ein Waldrapp kann 15 bis 20 Jahre alt werden, manche Wissenschaftler vermuten, dass einige Tiere sogar bis zu 30 Jahre lang leben können. Der Waldrapp lebt in offenen Landschaften wie Steppen, aber auch auf Kulturland, auf Wiesen und Weiden. Der Waldrapp lebt in Gruppen von zwölf bis über einhundert Tieren. Die Vögel sind sehr gesellig und haben ein ausgeprägtes Sozialverhalten. Wenn sie sich an ihren Brutfelsen oder Ruheplätzen treffen, suchen sie als Erstes ihren Partner. Haben sich die beiden gefunden, begrüßen sie sich, indem sie ihren Federschopf aufstellen, den Kopf in den Nacken werfen und sich verbeugen. Dies wiederholen sie mehrmals und rufen dabei laut. Wenn ein Paar mit dieser Begrüßung beginnt, fallen bald auch alle anderen Paare der Kolonie in das Ritual ein. Meist sind Waldrappe friedlich, nur die gelegentlich streiten Männchen miteinander, wenn einer einem fremden Nest zu nahe kommt oder versucht, Nistmaterial zu stehlen. Es kommt aber praktisch nie vor, dass sich die Tiere dabei verletzen. Waldrappe sind Zugvögel, die von ihren Eltern den Weg in das Winterquartier und zurück erlernen müssen. Die Vögel wiegen bis zu 1,5 Kilogramm. Das Gefieder ist tiefschwarz und hat einen metallischen grünlichen bis bläulichen Schimmern. Die Federn an den Schultern glänzen leicht rötlich bis violett. An Hals und Bauch ist das Gefieder etwas heller und schimmert silbrig. Gesicht und Stirn sind nackt und rötlich gefärbt, nur den Nacken zieren ein paar lange Federn. Diesen Federschopf kann der Vogel aufstellen. Am auffälligsten ist der lange rote Schnabel, der nach unten gebogen ist. Die kräftigen Beine sind ebenfalls nackt. Waldrappe brüten nur einmal im Jahr, und zwar zwischen März und Juni. Natürlich brüten die Vögel in ihrer Kolonie. Jedes Paar baut aus Zweigen, Gras und Blättern an Felswänden ein Nest. Dort legt das Weibchen legt zwei bis vier Eier.
Nach etwa 28 Tagen schlüpfen die Jungen. Sie werden nicht nur von den Eltern, sondern auch von anderen Tieren der Kolonie gefüttert. Nach 45 bis 50 Tagen sind die Jungen flügge. Sie bleiben jedoch noch eine ganze Weile mit den Eltern zusammen und lernen von diesen, was sie fressen können und wo sie Futter finden. Der Waldrapp lebt fast ausschließlich von tierischer Nahrung: Indem er mit seinem langen Schnabel im Boden stochert, sucht er Würmer, Schnecken, Insekten und Insektenlarven, Spinnen und manchmal auch kleine Reptilien und Amphibien und sogar kleine Säugetiere. Sporadisch frisst er aber auch Pflanzen.
Früher war der Waldrapp in Teilen Europas häufig. Er kam vom Balkan über Österreich, Deutschland und Frankreich bis nach Spanien vor. Doch die Vögel wurden sehr stark gejagt und starben im 17. Jahrhundert in Mitteleuropa schließlich aus. Die Heimat des Waldrapps ist aber nicht nur auf Europa begrenzt: Er lebt auch in Nordafrika sowie im Nahen Osten und in Nordostafrika, zum Beispiel in Äthiopien. Heute gibt es frei lebend nur noch wenige Tiere. Sie leben in Marokko, in der Türkei sowie in Syrien.
Deswegen das Projekt: Waldrapp in Europa!
Wiederansiedelungsprojekt
Seit dem Frühjahr 2013 hat sich der weltweite Bestand frei lebender Waldrappen mit noch intaktem Zugverhalten auf ein einziges Individuum im Mittleren Osten reduziert. Faktisch ist der Waldrapp als Zugvogel somit ausgestorben. Das Projekt Waldrappteam ist der erste wissenschaftlich fundierte Versuch, eine ausgerottete Zugvogelart wieder anzusiedeln. Ein erfolgreicher Projektverlauf kann Vorbildcharakter für die Erhaltung und Ansiedlung anderer bedrohter Zugvogelarten haben.
Projektträger ist der österreichische Förderverein Waldrappteam. Insgesamt sind acht Partner aus Österreich, Deutschland und Italien beteiligt. Bis 2019 sollen wieder mehr als 120 Waldrappe zwischen dem nördlichen Alpenvorland und der Toskana migrieren. Eine erste kleine Brutkolonie konnte in Burghausen/Bayern gegründet werden. Zwei weitere Brutkolonien sind in Kuchl/Salzburg und in Überlingen/Baden-Württemberg vorgesehen. Ab 2014 sind sechs Menschen geleitete Migrationen von den verschiedenen Brutgebieten in das gemeinsame Wintergebiet in der südlichen Toskana (WWF Oasi Laguna di Orbetello) geplant.
Salzburg ist einer der bekanntesten historischen Brutstandorte der Waldrappe. Die Kolonie am Mönchsberg wird häufig erwähnt. Leider ist dort keine Wiederansiedlung mehr möglich, doch im Land Salzburg stehen geeignete Felsstrukturen als Brutstandorte zur Verfügung.
2011 wurde erstmals einem Menschen geführte Migration vom Land Salzburg aus durchgeführt, ausgehend von einem Trainingscamp in Anif. 2013 kehrten erstmals Waldrappe selbstständig aus der Toskana nach Salzburg zurück.
2014 kehrten wieder Waldrappe nach Salzburg zurück. Sie wurden in eine Voliere am Georgenberg in der Gemeinde Kuchl gebracht. Der Georgenberg ist ein Inselfels im Salzachtal, etwa 15 km südlich der Stadt Salzburg. Der Fels mit zahlreichen Nischen ähnelt weitgehend dem Mönchsberg in der Stadt Salzburg, der bis ins Mittelalter eine der größten Brutkolonien in Europa beherbergte.
Bereits 2014, im ersten Jahr, gab es erstmals Bruterfolg am Georgenberg. Die Brutvögel ziehen im Freiflug ihre Jungen groß. Im August werden die Vögel samt ihren Nachkommen das Brutgebiet verlassen und im Laufe des Septembers nach Italien migrieren. Im Wintergebiet in der Toskana treffen sie auf ihre Artgenossen aus dem Brutgebiet Burghausen.
Zielsetzung für Salzburg im Rahmen des LIFE+ Projektes war die Gründung einer eigenständigen, migrierenden Brutkolonie mit 40+ Individuen bis Ende 2019.
Update vom 14.7.2021.
Die Waldrappen haben viele Jungen bekommen. Gut zur erkennen an die noch grauen Köpfe.